„Adolf Bleichert Werke“ – Drahtseilbahnfabrik – Diverses

Die Drahtseilbahnfabrik oder „Adolf Bleichert & Co“ war einst der führende Seilbahnbauer und Inhaber sämtlicher Rekorde wie zum Beispiel die höchste und längste Seilbahnin Argentinien, die steilste in Tansania, die südlichste in Chile oder die leistungsstärkste in Frankreich. Aufgrund der Reputation dieser Firma fanden sich Büros nicht nur in Leipzig, sondern auch in London, Paris und Brüssel.

Der Firmennamensgeber – Adolf Bleichert – ist auch als Erfinder dieser Systeme bekannt. 1876 gründete er mit seinem Schwager (Peter Heinrich Piel) die Werke in Leipzig-Neuschönefeld, welche 1881 nach Leipzig-Gohlis verlegt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurden mit 20 technischen und kaufmännischen Angestellten sowie auch 70 Arbeitern Seilbahnen an Abnehmern in alle Welt ausgeliefert.

Das Unternehmen hatte zur Zeit der todesbedingten Ausscheidung des Firmengründers mehr als 1000 Drahtseilbahnen hergestellt und weltweit geliefert. Die Söhne Adolf Bleicherts – Max und Paul – führten am Anfang des 20. Jahrhunderts das Unternehmen weiter und ergänzten das Produktspektrum um den Bau von Lagerplatzbrücken, Elektrohängebahnen, Kräne und Schiffsverladungen. Hierbei wurden die Erfahrungen aus dem Gebiet des Drahtseilbahnexports mit neuen Antriebe durch E-Motore verbunden, um werksinterne Kranbahnen und sonstige Transportmittel herzustellen, welche an festen Hängeschienen liefen. Entsprechende Produkte konnten mit E-Motoren sogar enge Kurven fahren.

Mit dem ersten Weltkrieg verlor die Firma weitestgehend die vorhandenen internationalen Geschäftsbeziehungen, es stellte in dieser Zeit Feldseilbahnen her, welche in den Werkshallen nach dem Baukastensystem gefertigt wurden. Die zwei Firmeninhaber wurden aufgrund der Gesellschaftsverdienste vom damaligen sächsischen König in anerkennend in den Adelsstand erhoben.

Mit Beendigung des ersten Weltkrieges nahm man das Geschäft mit dem Bau von Luftseilbahnen zum Zwecke der Personenbeförderung auf. Im Zuge des 2. Weltkrieges wurde der Betrieb von den Nazis in die Rüstungswirtschaft einbezogen: man stellte hier Granathülsen her und die Werke wurden während der Bombardements schwer geschädigt.

Mit Kriegsende wurde die Fabrik von den (damals üblichen) Demontagen der Besatzungsmacht verschont: Anwesende beseitigten die Zerstörungen im Gelände und begannen Kleinteile des täglichen Bedarfes (Hacken, Spaten, Handwagen etc.) und auch Ersatzteile für Krane herzustellen. Im Sommer des Jahres 1946 wurde das Unternehmen als Sowjetische Aktiengesellschaft unter dem Namen „Bleichert Transportanlagen Fabrik SAG Leipzig N 22“ umfirmiert und von den sowjetischen Behörden übernommen. Die SAG Bleichert ging 1953 als „VEB Schwermaschinenbau Verlade- und Transportanlagen“ als einer der letzten Unternehmen in das DDR-Volkseigentum über und im Zuge der „politischen Wende“ endete der Betrieb (1991).

Die Überreste des Betriebes, die gigantischen denkmalgeschützen Hallen, die Verwaltungsgebäude etc. geben nur noch einen wagen Eindruck darüber, welche Bedeutung diese Stätte der Arbeitsamkeit einstmals hatte. Trotz allem, dass man vom höchsten Punkt – dem Dach der zentralen villenähnlichen Verwaltungsanlage – einen traumhaften Blick über die Stadt genießen durfte, ist der Vandalismus und Spuren von Bränden nahezu allgegenwärtig. Mit schwarzem Edelholz ausgekleidete Bürowände verschwanden hier ebenso wie die Müllberge anwuchsen.

Die Adolf Bleichert – Drahtseilbahnfabrik stellte im Laufe der Jahre die folgenden und bekannten Fortbewegungsmittel her:

1900 Freiburg (Schauinsland), Seilbahn vom Kappler-Stollen
1902 Tschechien( Mladijov), Industriegleis
1903 Argentinien, Drahtseilbahn von der Grube Famatina
1907 Dänemark (Storhaugen), Winkelstation
1909 China (Schantunger Kohlegebiet), Drahtseilbahn
1913 Breslau, Förderanlagen für den Bau der Jahrhunderthalle
1921/22 Parey (Jerichower Land), Holzkabelkrananlage des ehemaligem Sägewerks Köster
1923/24 Sachsen (Grimma), Hängebrücke
1926 Innsbruck (Nordkettenbahn), Streckenführung und technisches Konzept

[Seilbahnen]
1926 Österreichische Zugspitzbahn Ehrwald
1926 Rax Semmering
1927 Pfänder Bregenz
1927 Ebensee Höllengebirge
1927 Trübsee Schweiz
1927 Schmittenhöhe Zell am See
1927 Kanzel Kärnten
1928 Krosso Norwegen
1928 Patscherkofel Innsbruck
1928 Hafelekar Innsbruck
1929 Tafelberg Süd Afrika
1929 Wank Partenkrichen
1929 Burgberg Bad Harzburg
1930 Monserrat Spanien
1931 Miramar Spanien
1931 Zugspitze Bayern
1931 Sestriere Piemont
1931 Zakopane Polen
1934 Mont d’Arbrois
1935 Säntis Schweiz
1935 Entwicklung eines zweisitzigen Cabriolet mit Elektroantrieb ( 30 km/h, ca. 70 km Reichweite)
1936/39 die Bleichert Transportanlagen GmbH in Leipzig baut die kleinen Zweisitzer
1942 Vogelbeck, Zementwerk „Siegfried“ in Greiferlaufkranes
1952 zweiachsige Akku-Grubenlokomotiven, bezeichnet als Elektro-Gleisschlepper Typ EGS „Karli

Quellenhttp://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Bleichert_%26_Co.#cite_note-seilbahngeschichte1-0http://www.leipzig-gohlis.de/tourismus/bleichert.html

weitere Impressionen: Bleichertwerke (Außenaufnahmen im Winter), Bleichertwerke (Sonstiges), Bleichertwerke (Winter 2013, Facebook)

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